Das hybride Dilemma

Seit der Corona-Pandemie hat sich die Art und Weise, wie wir miteinander arbeiten radikal verändert. Laut Statistischem Bundesamt hat sich der Anteil der Beschäftigten, die remote arbeiten, mehr als verdoppelt – von 11% im Jahr 2017 zu 25% im Jahr 2021. Und die Zahlen steigen weiter an!

Hybrides Arbeiten hat sich längst über die Coronapandemie hinaus in den Arbeitsalltag vieler Firmen etabliert. Das bringt Chancen und Herausforderungen für alle Beteiligten mit sich. Während der Pandemie arbeiteten viele Mitarbeiter:innen dauerhaft von Zuhause. Jetzt stehen Firmen - nach der Pandemie - wieder vor einer strukturellen Herausforderung: Viele Firmen bieten ihren Mitarbeitenden freien Gestaltungsraum. Sie können anteilig von zu Hause aus arbeiten oder ihr Hauptarbeitsort wurde komplett in die eigenen vier Wände verlegt.

Das bedeutet für Teams, dass sie nicht mehr jeden Tag alle zusammen im Firmenbüro arbeiten. Resultat dieser neuen Arbeitsorganisation: Meetings werden in einer hybriden Mischform zwischen vor Ort präsenten Teilnehmer:innen und online zugeschalteten Teilnehmer:innen abgehalten. Diese noch neue Situation kann zu Spannungen führen, denn die neue Meetingform wirkt oft unnatürlich auf die Beteiligten – online zugeschaltete Teilnehmer:innen wissen nicht, wann sie sprechen können/dürfen oder nehmen nur passiv teil.

👉 Das heißt: Projektleiter:innen stehen vor der Aufgabe, den Spagat zwischen online und vor Ort präsenten Teilnehmern gut auszubalancieren.

Die Meetingteilnehmer:innen sehen sich in einem neuen sozialem Setting, in dem sie die Verhaltensetiketten noch nicht kennen. Das Phänomen der hybriden Meetings und des hybriden Arbeitens schafft einen neuen Raum sozialer Interaktion. Normen, Regeln und Verhaltensweisen müssen erlernt und abgestimmt werden. In Anbetracht der "Neuartigkeit" der hybriden Projektmeetings hilft ein Blick in die aktuelle Forschungsliteratur.

Literatur Review

Key Take-Aways über hybride Meetings

Die Literaturrecherche hat ergeben, dass das Themenfeld "hybride Meetings" nach wie vor kaum wissenschaftliche Aufmerksamkeit generiert. Erst mit dem Eintritt der Coronapandemie hat sich die Forschung dem Thema gewidmet. Wir haben hier die wesentlichen Punkte aus dem Artikel "How to Design Tomorrow´s HYBRID CULTURE" von Nadine Desiere und Pascal Meyer zusammengefasst.

Das richtige technische Setting und vor allem das Wissen darüber, wie die Technik richtig angewendet wird, sind das A & O für ein hybrides Projektmeeting. Um hybride Meetings erfolgreich abzuhalten, müssen laut Desiree und Mayer auch folgende Punkte bedacht werden:

 

"Playbook" für hybrides Arbeiten nach Desiree & Mayer

  1. Hybride Meetings sollten auf eine hybride Arbeitsstrategie aufbauen. Diese hybride Arbeitsstrategie sollte in der Organisationskultur verankert und integriert sein.

  2. Die Organisationskultur ist ein wichtiger Pfeiler für den Erfolg hybrider Meetings. Letztendlich geht es beim hybriden Arbeiten mehr um ein Mindset also um den physisch Aspekt. Die Organisationskultur muss Flexibilität und gegenseitiges Vertrauen hervorheben.

  3. Eine hybriden Arbeitsstartegie, sollte auf eine flexible, offene und auf vertrauensbasierende Organisationskultur aufbauen. Der Führungskraft (leader) wird eine zentrale Rolle zugeschrieben. Leader haben eine Vorbildfunktion und müssen ein Mindset vorweisen, das Lernen als einen Prozess versteht. Das bedeutet, es wird stetig experimentiert, adaptiert und weiterentwickelt.

  4. Hybride Meetings müssen individuelle auf den Organisationskontext, das Team und den betreffenden Markt angepasst werden. Hier können keine "one-size-fits-all"-Ansätze verwendet werden. Je besser Sie Ihr Team kennen (oder kennenlernen), umso größer ist die Chance auf eine erfolgreiche hybride Zusammenarbeit.

  5. Hybride Meetings müssen eine inklusive Atmosphäre schaffen. Hier muss vor allem der Meetingsleiter die Moderation übernehmen und eine ausgeglichene Kommunikationsstruktur zwischen online und vor Ort präsenten Teilnehmern schaffen.


Text und Abbildung nach Quelle:

Desiere, N., & Meyer, P. (2022). How to Design Tomorrow’s HYBRID Culture. In Hybride Arbeitsgestaltung: Herausforderungen und Chancen (pp. 179-190). Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden.